Abendstunde. Der Wind weht leise durch die Blätter. Gemeinsam sitzen wir unter der Trauerweide. Unser erstes gemeines rituelles Beisammensein.
Warum sind wir hier? Was erwarten wir ? Was erhoffen wir? Gute Frage durchzieht ein spontaner Gedanke mein Kopf. Kann ich wirklich das erzählen, was in mir vorgeht? Andererseits dafür bin ich ja da.
Puh. Ob die mich für verrückt halten werden. Ich bin nervös. Kaue auf meiner Unterlippe. Wie soll ich denn das erzählen? Von dem Ruf -damals in den Bergen des Allgäus?
Meine Gedanken fliegen zurück zu diesem Moment. Abendstimmung. Es ist Mitte März ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang. Ich lehne angelehnt am Weidezaun des Grünen Pfades – einem Wanderweg, den ich an diesem Tag gelaufen bin. Verweile hier zu Erholung bei einer Mutterkur.
Wie ich nun so stehe, den Hollerbusch und den Haselnussstrauch neben mir, spüre ich in diesem Moment eine Stimme im Inneren – so ruhig, wach und doch präsent und mächtig: „Dagmar du wirst gebraucht. Mutter Erde. “ nicht mehr und nicht weniger.
Es ist in diesem Moment so ein Gefühl von Wirklich sein und Wach sein. Ich kann es nicht anders beschreiben – als ob du wirklich lebst…
….
Die Gedanken purzeln zurück an den Versammlungsplatz. Bekomme ich hier die Antwort? Wozu werde ich denn gebraucht? Den Ruf habe ich erhalten. Mittlerweile ist mir das letzte Jahr durch meine Depression klar geworden, dass dies auch eine spirituelle Reise ist. Eine Reise zu mir…
Genau hinzuschauen, was ist los in mir. Dieses Mal konnte ich niemand anderem die Schuld geben. Dieses Mal konnte ich nicht der inneren Reise ausweichen. Das ging ja bereits Anfang des Jahres 2021 los, dann in der Psychatrie – du kannst nicht vor dir abhauen oder dich flüchten. Dann noch Bein verknackst, als sollte es genauso sein. Damit ich leer werde und in mich herein horche. Was ist los??? Die wirkliche Ursache finden.
Denn Tabletten beruhigen dich zwar, aber sie lösen nicht das Problem. Ich entdeckte, war ein ganzes Universum in mir…
Das ist toll. Doch warum zum Entenbraten nochmal wurde ausgerechnet ich gebraucht? Diese Frage sollte sich hoffentlich nun hier klären.
So atme ich durch und hebe an und traue mich zum ersten Mal zu erzählen, welche Frage mich so bewegt. Zuerst stockend und dann fließen die Worte…
Mit sonnigen Grüßen Dagmar