Visionssuche – 7. Teil

Montag Morgen – es regnet leicht. Wir machen uns auf zu unserer Selbstfindung. Feierlich laufe ich als erste durch die Spirale. Ich werde mit Wasser und Asche gesalbt, durch eine wunderschöne Blüte gegrüsst und werde auf die Wanderung gesendet.

Ich entscheide mich schwupps nach rechts und ab ins Unterholz. Wegen meinem Fuss will ich nicht so weite Strecken laufen. (Hatte mir ja im April in der Psychatrie den Fuss verknackst, beim Volleyballspielen).

So erwandere ich mir also den Wald um den Poppenberg herum. Folge einfach mal den Wegen. Lege Markierungen auf den Boden, damit ich weiss – wo ich bin. Suche immer wieder nach einem idealen Schlafplatz. Mücken folgen mir.

Immer und immer wieder. Hey ich habe euch nicht aufgefordert hier zu sein. Haut ab. Dann finde ich eine kleine Kuhle tief im Wald. Sieht gut aus. Sichtgeschützt. Versuche mein Tarp zu spannen und auszubreiten. Mist.

Irgendwie ist das Ding immer schief. *Arrgg* Ich ärgere mich. Immer irgendeine Knickstelle. Als ich Picknick machen will, stelle ich fest – mein abgepacktes Brot von Rewe in der Dose ist verschimmelt. *Mist*

Ok ich habe ja noch die Nüsse. Eine Dose voll mit Rosinen ist noch im Rucksack. Außerdem kenne ich ja einige Wildpflanzen. Packe den Rucksack Übersack des Schlafsacks als provisorischen Rucksack. Meine Wasserflasche ist alle. Also Wasser holen an der Quelle, die ich vorhin gefunden habe.

Sieht schlammig aber sauber aus. Ok – ja das probieren wir mal. Mehr als dass mein schlauer Magen mir einen Durchfall serviert, kann auch nicht sein. So schlau ist ja mein Körper. Vorsichtig nippe ich am Wasser. Schmeckt leicht erdig, aber ok. Ich werde nicht verdursten.

Am Nachmittag schnappe ich mir mein Malbuch. Gehe durch den Wald.

Suche nach einem ruhigen Platz. Dort treffe ich Anatoll. Anatoll ist ein Baum – mit einem sehr markanten Gesicht. Ich skizziere ihn, während ich ihm meine Geschichte erzähle. Klingt jetzt etwas schräg, aber es befreit sehr.

Zwischendurch habe ich meine Flasche vergessen, gehe zurück zum Tarp. *Mist*

Das scheißgrüne Fleckentarndings ist zwischen all den Bäumen echt nicht zu sehen. Grummel. Immer ruhig. Nachdenken. Wo warst du? Ah ja das kommt dir bekannt vor. Stimmt – da ist ja das Tarp.

Schnappe die Wasserflasche und gehe zurück. Schon wieder bekomme ich Mückenbesuch. Langsam schlendere ich durch den Wald zurück zu Anatoll. Es hat etwas sehr Beruhigendes so mit dem Baum zu reden.

Die Zeit fliesst nur so in Ruhe dahin. Ich erde mich. Male. So ohne Uhr, weisst du nicht mal wie spät es ist.

Nach gefühlt 2 Stunden – meldet sich ein menschliches Grundbedürfnis. Ich muss mal. Grube graben, Geschäft verrichten und zu buddeln. Perfekt – wird wohl keine Ameisen anlocken und kann jetzt umgewandelt werden.

Am Nachmittag besuche ich das Blaubeerfeld gleich hinter dem Tarp. Beeren sammeln. Wenn nicht immer die Mücken wären. *Kleine Biester-Gnatzer*. Gestochen zu werden ist ja nicht das Schlimmste, aber der Sirrton. Schlimmer als die Zeit – als meine Kidds klein waren. Die Büsche beschenken mich aber reichlich mit leckeren Beeren. So schön.

Setze ich mich später auf einen Baumstamm. Bin müde. Mücke. Wandere weiter – Mücke. Gehe zum Tarp in den Schlafsack – Mücke, Mücke, Mücke, Mücke.

Bin echt absolut angepisst. 30 Mücken verjagt und 60 Mücken folgen. Der Aufenthalt soll mich doch leiten und mich finden lassen. Ich will mich auf mich konzentrieren. Wütend packe ich zusammen. Mücke verjagt Daggi aus dem Wald. Doch ich soll ja achtsam mit mir umgehen. Also entscheide ich achtsam – ich schlafe heute auf dem Grundstück bei Jembatan.

Müde und abgeschlagen kehre ich am Abend zurück. Doch ich durchschreite nicht die Spirale. Sondern gehe vorn wieder rein. Noch habe ich meine Visionssuche nicht abgebrochen. Vielleicht soll es ja genauso sein. Dagmar