Prima – jetzt habe ich offiziell neben meiner rezivierenden Depressionen auch Kirmes im Kopf. Rummel, Trubel, Jahrmarktstimmung und viele Stimmen, Erscheinungen – quasi Leben mit Filmeffekten und du hälst es für echt. Wahnsinn.
Es fing schleichend an, doch ich finde erstmal nichts ungewöhnliches, wenn Gott oder Engel zu mir zu sprechen scheinen. Doch irgendwann wird es ganz verrückt. Am Totensonntag habe ich das Gefühl, ich sterbe. Nachts im Traum – sehe ich einen kurzen Abspann meines Lebens und erschrecke zu tiefst. Zwei Tage lang friere ich wie verrückt in dem Ort, an dem ich zur Zeit wohne.
Mir ist kalt, ich habe das Gefühl keinen Herzschlag zu spüren, weniger oder gar nicht zu atmen und diese Kälte. In der Ferne höre ich den Glockenschlag der Kirche und denke, ich bin im jüngsten Gericht, dem Tag der Prüfung und Auferstehung. Spätestens da hätte ich wach werden müssen.
Doch ich beginne mich seltsam zu verhalten. Rede im Kopf mit der Katze, haue vom Grundstück ab, um Ahnengesänge zu machen. Die anderen Hausbewohner sorgen sich. Ich weine viel, weil sich das alles so echt anfühlt. Total echt. Nur passen eben manche Elemente nicht zusammen.
Jetzt kann ich mein Tun nicht mehr verbergen. Zur Sicherheit werde ich in die psychatrische Klinik imHochsauerand gebracht. Doch ich weigere mich Tabletten zu nehmen. Darauf werde ich einem Vormund zugeteilt. Zack so geht dass. Zum Glück habe ich schon anderweitig eine Vollmacht erteilt. Doch mein Gehirn ist ausser Rand und Band.
Als mir die diensthabende Psychologin erklärt, dass ich eine Psychose habe – die einfach eine Stoffwechselstörung im Hirn bedeutet, bin ich erleichtert. Das hat einen Namen.
Die Akzeptanz fällt mir immer noch schwer. Doch ich muss die Medikamente einnehmen, um das Ganze in den Griff zu bekommen. So wird die Kirmes weniger im Kopf.
Lasst euch nicht von der Diagnose erschrecken, ich bin nach Außen sehr ruhig in solchen Phasen. Auch ich muss damit leben lernen und dass ist echt nicht leicht.
Viele Grüße Dagmar