Ich sitze hier an meinem Computer und hadere mit mir. Soll ich mich so sehr outen? Doch ich habe ein Versprechen in der Psychatrie abgegeben und dass muss ich halten. Ein Versprechen mir selbst gegenüber – Menschen über Depression aufzuklären.
Gefühlsmäßig ist das gerade als würde ich nackt über den Marienplatz laufen und alle Menschen dort schauen mir zu. Arggg* – Ich hasse es.
Doch nur so kann ich wirklich begreifen, was ich getan habe. Selbstkonfrontation. Mir schiessen die Gedanken durch den Kopf: „Ich bin keine Heldin – sondern ein verzweifeltes menschliches Wesen, das will das der Zustand aufhört. Der dass nicht mehr fühlen will. “ Gerade lese ich noch einmal die folgenden Zeilen meines Abschiedsbriefes, die ich damals verfasst habe:
Hallo ihr Lieben! Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Ich empfinde diese Welt als nicht mehr lebenswert. Das Leben, das ich führe, ist nicht mehr das meine. Ich komme mir vor wie eine ausgehöhlte Marionette, die nur noch an den Fäden tanzt. Alles was mir bisher Spaß gemacht hat, erscheint mir sinnlos. Egal ob es die Fotografie, lesen , spazieren gehen oder wandern ist. Es ist als sei ich eine Hülle, die lebt.
Ich bin erstarrt, wie ein Tier auf der Flucht. Gedanken, die mich quälen Nacht für Nacht. Ich mag nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Verzeiht mir diesen Schritt. Ich empfinde nichts mehr lebenswertes in diesem Leben – keine wirkliche Freude. Vor lauter Funktionieren, ist mir diese in den Jahren abhanden gekommen. Nur ganz selten zeigen sich Gefühle, wenn ich weine. Und dann sind es Tränen der Verzweiflung, der Trauer und der Wut.
Ich bin leer und traurig – nicht mehr. Bitte versteht, wenn ich so nicht bis ins Rentenalter weitermachen kann. Ich habe alles was ich tat, immer versucht auch für andere da zu sein. Ausser in der Fotografie. Das war wirklich etwas, dass ich liebte. Doch selbst dies war nur ein Traum. Denn in Wirklichkeit bedarf es hier viel mehr des Talentes und des Verkaufens.
Neulich saß ich am Marienplatz und empfand nur Trauer und Leere. So starb dieser Traum.
Wenn ich an meine Jobs denke, reizt mich nichts mehr. Im empfinde es als sinnlos mir Steuererklärungen und Zahlungen anzusehen. Ebenso mag ich keine psychatrischen Kliniken mit so vielen Menschen. Kein wirkliches Lösen von Problemen. Die muss man doch alleine lösen. Ich bin müde.
Bitte verlängert nicht mein Leben, quält mich nicht und lasst mich gehen. Denkt an mich in Liebe und nicht in Haß. Verzeiht mir, was ich euch antat – ich kann nicht mehr. Ich denke an euch in tiefster Liebe. Daggi
Wenn ich das so lese, schwingt gerade viel Traurigkeit und auch Müdigkeit in meiner Seele mit. Wie oft sagte meine Seele in letzter Zeit zu mir, „Ich bin so müde.“ Es ist als wenn dies nicht mehr mein Leben ist, sondern als wenn ich nicht hierher gehöre. Als wenn mich etwas anderes ruft. Und dieser Ruf ist sehr stark. Doch darüber werde ich einmal in einem anderen Blog schreiben. Für heute wünsche ich euch einen guten Abend. Dagmar